Mit dem Essen spielt man nicht

Was hat die Gestaltung von Essen mit Kunst zu tun?

Der Begriff Eat Art (engl. Ess-Kunst) wurde in den 60er Jahren von dem schweizer Künstler Daniel Spoerri für eine Richtung der zeitgenössischen Kunst geprägt, dem Nouveau Réalisme, einem Teilbereich der Objektkunst. Neben Spoerris  berühmten Fallenbildern regte er in vielfältigen Eat-Art-Aktionen zu intensiver künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Thema Esskultur auch im Sinne einer Auseinandersetzung mit der eigenen Gesellschaft an. 

Kunst und Kultur hatten aber schon viel früher bzw. eigentlich schon immer mit Essen zu tun. 
Ging es in den frühzeitlichen Hölenmalereien vorrangig um die Abbildung der schwer zu erjagenden, lebensnotwendige Nahrung, werden Tafelbilder und Rauminszenierungen seit der Antike bereits vielfältig mit Darstellungen von Essen geschmückt. Künstler (Leonardo da Vinci) waren durch die Jahrhunderte beteiligt an der Inszenierung spektakulärer Essen bei Hofe und für eigene Gesellschaften (Spoerri).
Im Zeitalter des Barock waren Stillleben (z.B. Küchenstücke) ein beliebtes Sujet der europäischen Malerei und demonstrierten den neuen Wohlstand und das Selbstverständnis des aufstrebenden Bürgertums. 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beherrschen als Reaktion auf den 1. Weltkrieg im Dadaismus und Surrealismus Ironie, Provokation und (Traum-)Visionen die Themen der Kunst. So hinterfragt Meret Oppenheim als Surrealistin in ihrer berühmten mit Antilopenfell umwickelten Porzellantasse „Frühstück im Pelz“ assoziativ das Verhältnis von Natur und Kultur.

Spätestens in der Zeit nach dem 2.ten Weltkrieg, in der Wirtschaftswunderzeit ziehen dann Nahrungsmittel vehement wie nie zuvor in den Kunstkontext ein. In der amerikanischen Pop Art zeigen sie  bei  Andy Warhol als serielle Siebdruckikonen die neue konsumorientierte Alltagskultur (Campbell´s Suppendosen)  oder spiegeln bei Claes Oldenburg als  Blow ups  das Aufkommen einer neuen Fast Food Generation (Softburger). 
Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jh. ist das Thema ungebrochen Anlass für unzählige, individuelle künstlerische Herangehensweisen (Medien und Strategien). Ästhetische Aspekte des Essens, Konsumverhalten, kulturelle Besonderheiten, globale Verteilungsstrategien und das Essen als kommunikativer Akt sind Themen von zeitgenössischen KünstlerInnen.

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Teil 4

Teil 3

Teil 2

Teil 1

Autor: Johanna Lösch, Kunstlehrerin